Ausstellung "Berlin in der Revolution 1918-1919"
Ausstellung mit Exponaten aus der Sammlung Ullstein im Museum für Fotografie Berlin
Fotografie, Film, Unterhaltungskultur
Dauer der Ausstellung vom 09.11.2018 bis 03.03.2019
Die Revolution im Winter und Frühjahr 1918/19 entschied sich in den Straßen der Reichshauptstadt Berlin. Mit Demonstrationen vor Reichstag und Schloss feierten die Berlinerinnen und Berliner am 9. November 1918 die Abdankung des Kaisers. Iim Zeitungsviertel wurden im Januar 1919 aus Druckpapierrollen die Barrikaden der Spartakisten gegen die anrückenden Regierungstruppen errichtet. Über die Frankfurter Allee zog nach dem Ende der Kämpfe der große Trauerkondukt zum Friedhof in Friedrichsfelde.
Mit dabei waren immer die Pressefotografen, die mit ihren großen Plattenkameras die Redner in der Menge, die Soldaten hinter den Maschinengewehren, die Plakatwagen der Parteien für die Wahlen zur Nationalversammlung sowie die zerstörten Häuser und verwüsteten Plätze aufnahmen. Doch gleichzeitig ging der Alltag in der Stadt weiter, besuchten die Menschen die vielen Kinos mit ihrem expandierenden Filmangebot, amüsierten sich in Revuen und Kabaretts, tanzten Two-Step und Foxtrott.
Die Ausstellung im Museum für Fotografie zeigt gleichermaßen eine fotografische Bildgeschichte der Revolution in Berlin wie ein Panorama der Unterhaltungskultur dieser Monate.
In den ersten Tagen der Revolution waren die Gebrüder Otto und Georg Haeckel die wichtigsten Pressefotografen. Als erfahrene Kriegsreporter begleiteten sie reaktionsschnell die spontanen Kundgebungen Unter den Linden und vor dem Schloss. Die Fotografen arbeiteten ohne Auftrag und boten Verlagen wie Mosse oder Ullstein ihre Aufnahmen an. Belege von den Kampfhandlungen selbst gibt es nur wenige. Eher stellten die Fotografen in den Kampfpausen Szenen mit Soldaten mit schussbereiten Waffen oder an den Barrikaden nach.
Wir freuen uns, diese Ausstellung als Kooperationspartner mit wichtigen Exponaten aus unserer Sammlung bereichern zu können.
Ausstellungskatalog Berlin in der Revolution 1918/1919. Fotografie, Film, Unterhaltungskultur mit Beiträgen von Katrin Bomhoff, Ludger Derenthal, Evelin Förster, Karin Herbst-Meßlinger, Enno Kaufhold, Alan Lareau.
Die Ausstellung wird eröffnet am Donnerstag, 8. November 2018, um 19 Uhr im Museum für Fotografie.
Dauer der Ausstellung vom 09.11.2018 bis 03.03.2019.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Seite des Museums für Fotografie, einige Impressionen sehen Sie in unserem Bestand bei ullstein bild.de.
Kalender 2019
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Die Erfindung der Pressefotografie
Die Erfindung der Pressefotografie - Aus der Sammlung Ullstein 1894-1945. Eine gemeinsame Ausstellung von ullstein bild / Axel Springer Syndication GmbH und dem Deutschen Historischen Museum in Berlin vom 23. Juni 2017 bis 01. Januar 2018.
Die Ausstellung rückt mit der um die Wende zum 20. Jahrhundert entstandene Ullstein-Pressebildsammlung und der ab 1894 im Ullstein-Verlag erscheinenden "Berliner Illustrirten Zeitung" (BIZ) einen historischen Wendepunkt in der Entwicklung der deutschen Presselandschaft in den Mittelpunkt.
Am Beispiel der BIZ stellt die Ausstellung die fotografischen Bilderwelten der erfolgreichsten Publikumszeitschrift des Ullstein Verlags vor. Das Blatt mit einer zeitweiligen Auflage von fast zwei Millionen Exemplaren war Marktführer.
Die BIZ steht stellvertretend für das Entstehen des neuen Mediums der Illustrirten, die ihre Wirkungsmacht und ihren Publikumserfolg in wachsendem Maße über Bilder erzielten, Sehgewohnheiten prägten und visuelle Sehnsüchte der Leser bedienten.
Die analoge Fotografie steht im Zentrum der Ausstellung und wird durch die Exponate der Sammlung Ullstein neue in den Blick des Betrachters gerückt: Originalabzüge namhafter Fotografen und Agenturen wie Zander & Labisch, Georg und Otto Haeckel, Philipp Kester, Martin Munkacsi, Felix H. Man, Erich Salomon, Yva, Max Ehlert oder Rosemarie Clausen aus dem historisch gewachsenen, einzigartigen Bestand von ullstein bild ermöglichen Einblicke sowohl in die Geschichte der Fotografie, der Presse und des Verlags als auch in die Zeitgeschichte mehrerer Epochen. Ausgewählte Hefte der BIZ ergänzen die Präsentation und zeigen die Fotografien im Kontext ihrer Veröffentlichung. Die Ausstellung führt die Besucher zur Quelle der modernen digitalen Bilderflut von heute zurück und bietet vielfältige Einblicke in bildredaktionelle Entscheidungsprozesse.
Karl Schenker Ausstellung im Museum Ludwig in Köln
Die erste Karl Schenker Ausstellung, kuratiert von ullstein bild, war unter dem Titel
"Der verliebte Photograph - die Wiederentdeckung des Karl Schenker" bereits 2014 in der Galerie Lardon in Ahrenshoop zu sehen.
Nun ist ullstein bild collection einer der Hauptleihgeber für die Ausstellung "Master of Beauty. Karl Schenkers mondäne Bildwelten" im Museum Ludwig in Köln 2017.
Hier sind 36 Werke Schenkers von ullstein bild zu sehen, davon 34 im Original. Zu der umfangreichen und qualitativ herausragenden Sammlung Karl Schenker bei ullstein bild gehören insgesamt über 400 Originalfotografien.
Karl Schenker (1886-1954) gehört ohne Frage zu den faszinierendsten Fotografen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Zeit seiner künstlerischen Ausbildung und Arbeit als Zeichenlehrer verbringt der gebürtige Österreicher in Warschau. Um 1913 kommt er nach Berlin und avanciert zu einem der erfolgreichsten Porträtfotografen der Stadt. Dennoch übergibt er 1925 sein Atelier dem Fotografen Mario von Bucovich (1887-1947), lebt und arbeitet fünf Jahre lang in New York und kehrt dann nach Berlin zurück. Sechs Jahre später verläßt er Deutschland erneut, emigriert nach London und stirbt hier im August 1954.
In den beginnenden 1920er Jahren werden seine Arbeiten vielfach in den renommierten Zeitschriften des Ullstein-Verlags, wie "Die Dame", "Uhu" und "Querschnitt" veröffentlicht. Gleichzeitig sind die zwanziger Jahre die Zeit intensiver Studioarbeit für ihn, es entstehen vielfältige Porträtstudien namhafter und prominenter Schauspieler, Tänzer, Sportler, Musiker oder Intendanten. In anderen Motiven zeigt sich der Ausdruck einer weiteren künstlerischen Gestaltungsweise: die Wachsfiguren. Schenker entwirft und modelliert lebensgroße, äußerst elegante Schaufensterfiguren à la mode, fotografiert sie, und reiht sie auf frappierende Art und Weise in sein Werk der Porträtstudien. Die Wirkung dieser Fotografien hat nicht zuletzt die amerikanische Künstlerin Cindy Sherman bewogen, die Wachsfiguren-Bilder Karl Schenkers in der 2013 von ihr kuratierten Ausstellung zur 55. Kunstbiennale in Venedig zu zeigen.
Haeckel Ausstellung in der Deutschen Botschaft in Bern, Schweiz
Zur 25-jährigen Wiederkehr des Tags der Deutschen Einheit findet in der Deutschen Botschaft in Bern am 07. Oktober 2015 ein Empfang mit rund 800 geladenen Gästen statt. Am selben Tag und im Rahmen dieser Feier wird unsere Ausstellung „Weltstadt Berlin um 1900 – Fotografien aus der Sammlung HAECKEL“ eröffnet.
Gleichzeitig mit dem Empfang der Botschaft zum Tag der Deutschen Einheit 2015 bringen die HAECKEL Fotografien den Gästen der Residenz die Facetten einer pulsierenden Weltstadt Berlin der 1910er und 1920er Jahre vor Augen, mit relevanten Bildthemen jener Zeit. Insgesamt 22 Exponate zeigen Motive zum Alltagsleben der Menschen, zur Architektur der Stadt, Wirtschaft, Politik, zu technischen Neuerungen, Kunst und Kultur. Sie zeigen den Blick über das Häusermeer von der Turmspitze des Roten Rathaues am Alexanderplatz, den Verkehrsknoten Potsdamer Platz, den ersten Aufstieg des Zeppelins "Suchard" in Johannisthal, das Zusammentreffen der beiden Künstler Adolph von Menzel und Anton von Werner, den Andrang an der Bahnsteigsperre am Stettiner Bahnhof oder Pferdeschlitten auf dem zugefrorenen Wannsee.
Bis zum 30. November 2015 wird unsere Ausstellung begleitend zu zahlreichen in der Residenz der Botschaft stattfindenden Veranstaltungen und Empfängen gezeigt. Die Besucher verschiedener, hochrangiger Veranstaltungen, wie z.B. der "Gesprächsreihe Ber(li)ner Salon", sehen hier frühe Pressefotografie mit Bildthemen wie: Ballonwettfahrt in Schmargendorf, die Schwebebahn Probestrecke in der Brunnenstraße, Radrennen im Olympia Park oder Drachensteigen auf dem Tempelhofer Feld, Badegäste im Strandbad Wannsee, japanische Besucher Berlins auf der Schlossbrücke, den Schriftsteller Georg Hermann, Erdbeerernte in der Laubenkolonie oder Pfannkuchenbacken bei Aschinger. Darüber hinaus deckt sich das Aufnahmedatum dieser Fotografien mit der Erbauungszeit der Berner Residenz, in deren großzügigen und einladenden Räumen die Bilder gezeigt werden.
Im Anschluß an unsere Ausstellung "Weltstadt Berlin um 1900 - Fotografien aus der Sammlung HAECKEL" in der Residenz in Bern sind alle Exponate bis Ende des Jahres 2015 in dem neuen Rechts- und Konsulargebäude der Deutschen Botschaft direkt gegenüber der Residenz zu sehen. Dieser Neubau der Sven Stucki Architekten Bern von 2014/2015 bietet als Ausstellungsort mit modernem Charakter einen mindestens ebenso geeigneten Rahmen für die Fotografien Haeckels. War unsere Ausstellung in der Residenz zum Tag der Deutschen Einheit gehängt, so feiert sie hier Premiere im Konsulargebäude der Botschaft. Und stellt unter Beweis,welche gelungene Verbindung erstrangige schwarz-weiß Pressefotografie und moderne Architektur eingehen können.
Haeckel Foto Werder - Baumblütenfest in Brandenburg
Im Werderaner Frühling scheint alles möglich: Verbrüderung, Ausgelassenheit, Naturseligkeit, Genussfreude, schiere Heiterkeit.
Der ein oder andere beschwingende Tropfen Obstwein mag den Erwachsenen zur Baumblüte im Havelland zugute kommen, doch auch die Kinder beflügelt die erhebende Wirkung der Frühlingsluft und der Auszug aus der Stadt in die winterbefreite Natur.
Drehorgelspieler im Mittelpunkt des Fotos aus Werder
Von Ferne erinnert dieses Motiv an einen Kupferstich von William Hogarth, darauf zwei Schuljungen mit ihren Taschen, zu denen Georg Christoph Lichtenberg treffsicher bemerkte, dass sie wie mit Schneckenhäuschen und im Schneckengang zur Schule gingen, zwischenzeitlicher Stillstand nicht ausgeschlossen.
Nun gibt es sicher Grund genug, dem Schulgang alle übereilte, alle überstürzte Zielgerichtetheit zu versagen und sogar das dafür vorgesehene Tempo zu drosseln. Von diesem retardierenden Moment sprechen auch Haeckels Musikanten, sie bremsen das Geschehen des Fotos aus Werder, und sie bremsen unseren Blick. Alle um sie herum mögen sich behende, zielstrebig, leichtfüßig ihrem Ziel nähern – sie nicht.
Es wird klar: Auch dieses Ereignis hat verschiedene Spielweisen. Baumblütenfest hin, Baumblütenfest her, diese Drehorgelspieler auf Haeckels Foto aus Werder machen sich auf den Weg in der Hoffnung auf eine Entlohnung, die doch nur karg sein wird. Ihre Mühsal und die Mühsal des Weges verbinden sich mit der Sichtweise des Fotografen – und in einem einzigen Bild.
Weitere Fotos aus Berlin und dem Berliner Umland finden Sie in der Haeckel Galerie Berlin, einen Überblick über sämtliche Haeckel Portfolios auf unserer Webseite bietet die Galerie-Übersicht.
Foto von Georg Hermann - Schriftsteller Porträt aus Berlin
Zum Zeitpunkt der Aufnahme dieser Haeckel Porträtfotografie vor der Großstadtkulisse Berlins von etwa 1911 ist Georg Hermann - eigentlich Georg Hermann Borchardt - einer der gefragtesten Schriftsteller seiner Zeit. Er hat mehrere Romane veröffentlicht, schreibt für die Zeitungen und Zeitschriften des äußerst erfolgreichen und die Medienwelt prägenden Ullstein Verlages in Berlin und amtiert als erster Vorsitzender des von ihm mitbegründeten Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller.
Die Haeckel Fotografie ist Teil einer einzigartigen Serie von Bildern, allesamt entstanden auf einem Sportplatz in Berlin. Wohlgesetzte, experimentierfreudige Porträtaufnahmen, für deren Entstehen der Fotograf und der Schriftsteller sich an einem lichterfüllten Sommertag in Berlin verabreden.
Haeckel und Titzenthaler bei Georg Hermann
Nur wenige Jahre später porträtiert ein anderer Fotograf, Waldemar Titzenthaler, den Schriftsteller Georg Hermann in seiner Berliner Wohnung. Auch diese Fotografie findet sich in dem Bestand von ullstein bild. Auch hierbei geht es um die Person des Schriftstellers und sein privates Umfeld, und es gilt ähnlich: Keine schrille „home story“, sondern ein Konzept des Fotografen bestimmt die Aufnahme.
Die häusliche Umgebung und die hier porträtierten Familienmitglieder laden den Betrachter dazu ein, das Panorama der Innenarchitektur und die kunstvolle Reichhaltigkeit der Dinge zu ergründen: Raum, Einrichtung, Möbel, Gemälde, Sammlerstücke. Die Titzenthaler Fotografien sprechen von bürgerlicher Wohnkultur, von Georg Hermanns Familiensinn, von seiner ausgesprochenen Vorliebe für Biedermeier Möbel und von seiner Sammelleidenschaft.
Auf dem Sportplatz nun treffen wir mit Haeckel den Tennissport Begeisterten, der auch hier einer Lebensfreude und bürgerlichen Ausgestaltung seines Lebens Ausdruck verleiht. Georg Hermann genießt nicht nur gesellschaftliches Ansehen, er hat auch den Nährboden für seine künstlerische Arbeit gefunden.
Georg Hermann – ein grandioser Schriftsteller
Georg Hermanns Romane, in denen der Erzählkunst eines Theodor Fontane oder der eines Wilhelm Raabe nachzuspüren ist, zählen in den 1910er- und 1920er-Jahren zu den großen Publikumserfolgen. Seine Werke wie „Henriette Jacoby“ oder „Heinrich Schön jun.“ kennzeichnet eine große erzählerische Intensität, immer wieder verdichten sich Farbgebung, Natureindrücke, Lichtführung und die Befindlichkeit der Erzählfiguren.
1933 zwingt die nationalsozialistische Machtherrschaft den jüdischen Schriftsteller zur Flucht aus der Künstlerkolonie in Berlin Wilmersdorf. Die folgenden zehn Jahre lebt er in Amsterdam. Im November 1943 wird Georg Hermann erst in ein Internierungslager in Westerbork, dann in das Konzentrationslager nach Auschwitz Birkenau gebracht und dort ermordet.
Haeckel Fotos weiterer Persönlichkeiten und Prominenter finden Sie im Webshop, historische Berlin-Bilder in der Haeckel Galerie Berlin. Einen Überblick über sämtliche Haeckel Portfolios auf unserer Webseite bietet die Galerie-Übersicht.
Haeckel in „Berlin – Porträt einer Stadt“ - Buchempfehlung
Der Blick in die Berliner Friedrichstrasse eröffnet auf den Haeckel Fotos ein immer wieder bemerkenswertes Panorama der Stadtarchitektur. Denn sowohl die im Bild festgehaltenen Ereignisse als auch das Alltagstreiben lassen vermuten, dass wer oder was hier pulsiert, vor dieser Kulisse auch an Bedeutung gewinnt. Und sei es nur für den Augenblick der Aufnahme des instinktsicheren Pressefotografen.
Der Bildband „Berlin – Porträt einer Stadt“ aus dem Taschen Verlag greift eine solche Haeckel Fotografie der Friedrichstrasse auf, zu finden auf Seite 39 dieser Coffee Table Publikation, in der etwas handlicheren Taschenbuchausgabe auf der Doppelseite. Haeckel steht hier im Verbund mit Fotografen wie Friedrich Seidenstücker, Willy Römer und Heinrich Zille, deren Berlin Motive ebenso wie die Haeckel Fotos zu den überzeugendsten Porträts dieser Stadt zur Kaiserzeit gehören. Denn wenn man eine Stadt benennen will, der die Haeckel Brüder ihr Schaffen geradezu gewidmet haben, dann ist es Berlin: hier leben und arbeiten sie, bauen ihr Unternehmen, ihre Pressebildagentur auf, durchziehen die Straßen und Plätze, verfolgen die Ereignisse und Geschehnisse. Diese Art der Verwurzelung geht weit über den reinen Themenschwerpunkt Berlin hinaus. Gerade die Berliner Motiveunter den Haeckel Fotos lassen darauf schließen, dass die beiden Fotografen eine eminente Kenntnis dieser aufstrebenden Stadt haben und einen ebensolchen Blick für die Menschen und die Orte.
Weitere Haeckel Fotos zu Berlin finden Sie in der Haeckel Galerie Berlin.
1. Weltkrieg – Haeckel im Magazin „Der Spiegel“
Der 1. Weltkrieg hinterlässt tiefe Spuren auch in der Zivilbevölkerung von Berlin, denn es herrscht Lebensmittelknappheit. Davon spricht unser Haeckel Foto, das im Spiegel Heft Geschichte „Der Erste Weltkrieg“ (Nr. 5 / 2013) auf einer Doppelseite das Thema unmissverständlich vergegenwärtigt: Frauen und Kinder suchen unter den beim Transport beschädigten Kürbissen nach verwertbaren Früchten.
Die Lebensmittelversorgung im 1. Weltkrieg gehört zu den großen Themen dieser Jahre und kommt deshalb auch bei den Haeckel Fotos in verschiedensten Bildmotiven zum Ausdruck: sie zeigen Frauen in einer Armeekonservenfabrik bei der Essenszubereitung, beim Befüllen der Konserven und bei der Vorbereitung zum Transport. Anderswo versorgen Mitglieder des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes die Kinder der in den Krieg gezogenen Landwehrleute mit Essensmahlzeiten. Und da die beiden Haeckel Brüder als Kriegsfotografen arbeiten, beschreibt die Mehrzahl der Haeckel Fotos die Lebensmittelversorgung im 1. Weltkrieg an der Front: Feldküchen, Feldbäckereien, Essenstransporte zur Front, eine „Volksküche“ in Russland, Soldaten und Kriegsgefangene bei der Essensausgabe, denen Hunger und Kälte, Leid und Mühen in’s Gesicht geschrieben sind.
Haeckel Fotos zum 1. Weltkrieg finden Sie auf dieser Seite, weitere Bilder aus Deutschland im Haeckel Deutschland-Portfolio. Einen Überblick über sämtliche Haeckel Portfolios auf unserer Webseite bietet die Galerie-Übersicht.
Ein Schloss in Polen - Wilanów bei Warschau
Diesem Schloss in Polen stehen wir von Angesicht zu Angesicht gegenüber, mitten im 1. Weltkrieg. Die Türen und Fensterläden sind verschlossen, kein Mensch, kein Bewohner scheint in diesem Schloss in Polen anwesend zu sein. Einzig in den Halbreliefs ist eine Bewegung aufzuspüren, ein vielfiguriges Band schmückt das Gebäude. Die Dachskulpturen oberhalb der Balustrade blicken unbewegt auf den Betrachter herab. Das Haus in Wilanów scheint verlassen, verstummt, und mit ihm ist zu diesem Zeitpunkt ein geschichtsträchtiger Ort verstummt, an dem sich polnische Geschichte fortschreibt.
Hier, in dieser Haeckel Fotografie, treffen Vergangenheit und Gegenwart hart aufeinander. Triumphaler Machtanspruch und glorifizierende kriegerische Auseinandersetzung in der Architektur des Barockzeitalters – bedrückende Verlassenheit zur Zeit der Aufnahme der Fotografie, zu Zeiten eines Weltkriegs. Vermutlich sind bereits die Soldaten der deutschen Wehrmacht in das nahe gelegene Warschau einmarschiert. Eine Serie von Fotografien der Haeckel Sammlung beschreibt den Einzug der Einheiten der 9. Armee unter ihrem Befehlshaber Prinz Leopold von Bayern am 9. August 1915. Wenige Tage zuvor hatten die russischen Truppen die Stadt kampflos geräumt. Damit beginnt die Zeit der deutsch-österreichischen Okkupation, bis zum Ende des 1. Weltkriegs 1918 wird Warschau die Hauptstadt des Generalgouvernements sein.
1. Weltkrieg - Ein Fotograf vor der Residenz Sobieskis
Ein Fotograf bewegt sich abseits des Kriegsgeschehens, findet sich jenseits allen Säbelgerassels wieder in einer unfassbar prächtigen, dreiflügeligen Schlossanlage und nutzt die Gelegenheit, um diese Begegnung festzuhalten. Wo genau und wem steht er hier gegenüber? Palais Wilanów, das Schloss in Polen, ist ein Werk der Barockzeit, als königliche Residenz gegründet von Jan III. Sobieski, und zugleich ein aussagekräftiges, beeindruckendes Zeugnis polnischer Architekturgeschichte.
In den Jahren 1677-1679 entsteht der Mitteltrakt der Schlossanlage, König Sobieski beauftragt hierfür seinen Hofarchitekten und Vertrauten Augustyn Wincenty Locci, einen polnischen Baumeister italienischer Abstammung. Zu dieser Zeit erlebt das kleine Dorf Milanów (der heutige Warschauer Stadtbezirk Wilanów) den rapiden Aufstieg zu „Villa Nuova / Nova“. Wilanów beschließt damit bis heute den traditionsreichen Warschauer Königsweg im Süden. Und Sobieski sorgt für ein Refugium, das seinen Herrschaftsanspruch versinnbildlicht, nicht nur als heldenhafter Sieger vieler Schlachten und als König von Polen und Großfürst von Litauen, sondern auch als weitgereister und gebildeter Herrscher. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte erfährt Wilanów etliche Erweiterungen und Veränderungen.
Wilanów - ein barockes Schloss in Polen
Für drei Jahre, von 1730 bis 1733, residiert August der Starke in diesem Schloss in Polen als direkter Nachfolger Sobieskis und Kurfürst von Sachsen. Später bewohnen verschiedene Familien des polnischen Hochadels das Anwesen, zuletzt Potocki und Branicki. Sowohl die Architektur als auch der Garten dieses Schlosses in Polen erfahren durch die Jahrhunderte hindurch eine jeweils stilistisch prägende Ausgestaltung und Erweiterung. Am Ende steht ein höchst repräsentatives Ensemble vieler kunstreicher italienischer, französischer und englischer Einflüsse – als Ausdruck polnischer Geschichte.
Haeckel Fotos vom 1. Weltkrieg finden Sie auf dieser Seite, weitere Bilder aus europäischen Ländern im Haeckel Europa-Portfolio.
Protest in Berlin zum Wahlrecht
Otto Haeckel war, wie so oft, zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Unser Foto vom Protest in Berlin Friedrichshain von 1910 veröffentlicht die Berliner Illustrirte Zeitung aus dem Ullstein Verlag halbseitig und feiert die mit polizeilicher Genehmigung und friedlich stattfindende Kundgebung in Berlin unter freiem Himmel als den „Beginn einer neuen Aera des politischen Kampfes" und „eine Zeit der Freilicht-Politik." Geschätzte 200.000 Menschen sind dem Aufruf verschiedener demokratischer Parteien gefolgt, um die Reform des Dreiklassenwahlrechts zu beflügeln. Eine Gesellschaft von Hutträgern, die auf dieser Kundgebung abstimmt: If you want to get ahead – get a hat?
Zumindest demonstriert die Menge große Einigkeit in der Wahl der Kopfbedeckung, keine Zylinder, keine Panama Hüte und schon gar keine militärischen Mützen bestimmen das Bild, sondern Bowler Hüte. Sicherlich geschuldet der adäquaten Bekleidung an diesem Sonntag im April, doch auch ein Indiz für die Zusammengehörigkeit und gemeinsame Interessenlage der Versammelten. Nicht die Vertreter des Adels oder des Militärs stehen bei dem Protest in Berlin mehrheitlich beisammen, sondern die Reformwilligen der „nationalliberalen und freisinnigen Parteien“, wie es in einem weiteren Haeckel Bildtext zu den Berliner Wahlrechtsprotestversammlungen von 1910 heißt.
Die von Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg im selben Jahr vorgelegte Reformvorlage zur Änderung des preußischen Wahlrechts wurde vom Reichstag abgelehnt.
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Berlin Johannisthal - Haeckel im Magazin „Stern“
August 1913 auf dem Flugplatz von Berlin Johannisthal: Der Blick in das gut besuchte Tribünen Restaurant, zu dem uns Haeckel mit dieser Fotografie verhilft, läßt die Betriebsamkeit und das Stimmengewirr an diesem Ort ahnen. Kaum ein Platz ist noch frei, der Kellner ein gefragter Mann, und der langgestreckte Raum zumindest im vorderen Teil voll des Sommerlichts. Durch die offenen Fenster dringt warme Luft, ein perfekter Ausflugstag.
Selbst der Pressefotograf Haeckel, oft genug in Eile und unterwegs, hat sich Zeit genommen - denn keiner der Gäste gönnt ihm auch nur einen Funken Aufmerksamkeit. Wie lange hat die unübersehbare Kamera auf dem Treppenabsatz gestanden, um als selbstverständlicher Teil der Innenausstattung nicht nur geduldet, sondern auch ignoriert zu werden? Wie lange hat Haeckel ausgeharrt, bis seine Darsteller das tun, was sie tun sollen: ihn nicht mehr beachten, sich ihren Beschäftigungen widmen, sich einander zuwenden, sich wissentlich voneinander abheben, beobachten und beobachtet werden, all dies und noch vielmehr, weshalb Menschen ein Restaurant aufsuchen und dort zusammenkommen. Jenseits der Nahrungsaufnahme.
Irgendwann ist das Ziel erreicht, der Fotograf ist unsichtbar, als hätte ihm jemand eine Tarnkappe übergeworfen. Er ist nicht mehr Teil dieser Gesellschaft, sondern ihr Porträtist und wählt erst jetzt den Augenblick - Blickwinkel und Perspektive stehen längst fest -, der seiner Vorstellung, seiner Idee von diesem Bild entspricht.
100 Jahre später, wiederum im August. Die Fotografie wird im Magazin „Stern“ veröffentlicht. Doppelseitig. Sicherheitshalber koloriert. Und hier wird nachvollziehbar, wie völlig stimmig, wie gelungen und wie prachtvoll die Aufnahme ist, denn nicht zuletzt für diese Art von Auftritt ist sie gemacht.
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Bilder aus China - Haeckel und die Musik in Guangdon
Eines der zahlreichen Haeckel Bilder aus China zeigt acht Musiker mit ihren Instrumenten in Guangdong. Musik und Musiker gehören zu den dankbarsten Bildthemen der Haeckel Sammlung bei ullstein bild, hier tönt es aus allen Ecken der Welt und - nicht zuletzt beim Blick auf Haeckels Asien Bilder - in den bezauberndsten Gewändern oder aus purer Not, zu Wasser oder auf dem Land, militärisch oder zivil. Nun haben acht Musiker in China das berechtigte Interesse eines Musikwissenschaftlers geweckt. Denn der ursprüngliche, etwas spärliche Text zu einem der bemerkenswertesten Haeckel Bilder aus China lässt definitv zu wünschen übrig. Und unsere eigenen Kenntnisse hätten allenfalls gereicht für die berühmten drei Chinesen mit dem Kontrabass, um die es bei diesem Bild aus Guangdong ganz sicher nicht geht. Was liegt daher näher, als zu Haeckels Bildern aus China einen Experten zu befragen.
Haeckels Bilder aus China - Die Antwort des Experten
Dr. Klaus-Peter Brenner, Kustos der Musikinstrumentensammlung des Musikwissenschaftlichen Seminars der Georg-August-Universität Göttingen, verdanken wir die folgenden aufschlussreichen Bemerkungen zur Musik aus dem China der Jahrhundertwende und die präzise Benennung des chinesischen Instrumentalensembles auf unserem Bild. So gelingt für Haeckels Bilder aus China eine großartige Bereicherung:
Datum: spätes 19. / frühes 20. Jh. (der Haartracht nach zu urteilen vor dem Ende der Qing-Dynastie, also vor dem 31.12.1911)
Region / Ort: China (der Ausprägung einzelner Instrumente nach zu urteilen sehr wahrscheinlich Provinz Guangdong, Süd-China)
Kultureller Kontext / Funktion: Das abgebildete Ensemble zeigt eine Kombination von Instrumenten, die sich der zweiten der beiden chinesischen Kategorien sizhu (wörtl. „Seide und Bambus“, d. h. von Saiten- und leiseren Blasinstrumenten dominierte Kammerensembles) und chuida (wörtl. „Schlagen und Blasen“, d. h. von Trommeln, Idiophonen und lauten Blasinstrumenten dominierte Freiluftensembles) zuordnen lässt. Ähnlich zusammengesetzte Ensembles sind bis heute bei Beerdigungen und – zumindest in Taiwan – bei religiösen Prozessionen im Kontext des daoistischen Tempel- und Ritualwesens gebräuchlich.
Musik aus Guangdong - die Instrumente
Musikinstrumente (von links nach rechts):
- Spieler 1: Dreisaitige Langhalslaute sanxian („Dreisaiter“) oder xianzi („Saitchen“),
- Spieler 2: kleiner Flachgong xiaoluo („Kleingong“) oder shouluo („Handgong“),
- Spieler 3: Holzblock bangzi (typisch für die Provinz Guangdong, Süd-China) und kleine Trommel bangu (Silbe ban hier = 1. Sprachton, „Holzbretttrommel“, die Bezeichnung verweist auf die Morphologie dieses Typus: der Trommelkörper weist in der Mitte ein Loch von nur etwa 10 cm Durchmesser auf, über dem das Fell schwingt, in der verbleibenden konzentrischen Zone der Trommeloberfläche liegt das Fell auf dem Massivholz auf),
- Spieler 4: großer Flachgong daluo („Großgong“),
- Spieler 5: großes Beckenpaar nao (Silbe nao = 2. Sprachton),
- Spieler 6: Fasstrommel mit charakteristischem Fellüberstand gu („Trommel“),
- Spieler 7: Kegeloboe suona,
- Spieler 8: Kegeloboe suona,
- an der Wand: zwei weitere Kegeloboen suona
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